Der Bademeister ohne Himmel | Petra Pellini
Die Autorin schildert das Verhalten von Menschen mit Demenz sehr authentisch, ohne dabei kitschig zu werden, die Demenz zu romantisieren oder demenziell veränderte Menschen bloßzustellen. Man merkt, dass die Autorin über ein gutes Gespür für Menschen verfügt und viel Ahnung vom Thema Demenz hat.
Lindas Umgang mit Hubert fand ich einfach toll! Sie geht unvoreingenommen und frei mit ihm um, lässt ihm seinen eigenen Raum und versucht nicht, ihn in irgendeine Form zu pressen. Hubert darf bei ihr er selbst sein.
Auch wenn Huberts Tochter nicht immer ganz so gut wegkommt, zeigt der Roman, welcher Druck auf den Angehörigen lastet und wie überfordernd die Erkrankung einer nahestehenden Person sein kann. Ebenso verdeutlicht die Geschichte, dass auch das Leben von 24-Stunden-Kräften, wie Ewa eine ist, sehr belastend sein kann.
Die Autorin fokussiert sich in der Erzählung sehr auf die Gegenwart und den jeweiligen Moment, was für mein Empfinden gut zu Huberts Lebenssituation passt.
Im Buch wird auch das Thema Suizidalität bei Jugendlichen behandelt. Während des Lesens hat mir dieser Part nicht gefallen und blieb mir zu oberflächlich. Mit etwas Abstand finde ich den Umgang mit dem Thema aber doch gelungen. Denn Hilferufe werden häufig nicht gehört, viele Menschen versuchen alles mit sich selbst auszumachen, bis sie eben keinen anderen Ausweg mehr sehen.
“Der Bademeister ohne Himmel” ist ein großes Plädoyer für einen menschlichen Umgang mit Menschen mit Demenz und dafür, Menschen weiterhin als Individuum und nicht als Nummer oder Diagnose zu sehen. Die Geschichte von Linda, Hubert, Kevin und Ewa sensibilisiert auch dazu, hinzuschauen, Belastungen anderer Menschen ernst zu nehmen und füreinander da zu sein. Ganz tolles Buch und eine große Leseempfehlung!