Liebewesen | Caroline Schmitt


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Ungewollt schwanger zu werden ist eine meiner persönlichen Horrorvorstellungen. Doch genau das passiert Protagonistin Lio, weswegen mich das Buch sehr angesprochen hat. Außerdem finde ich das Cover so grandios, dass ich das Buch einfach lesen musste. Doch die Ernüchterung kam direkt. Lio und Max haben mich sehr schnell genervt. Ihre unverbindliche und oberflächliche Art fand ich unsympathisch. Ich fand es auch schwer, Lios Gedanken zu folgen, weil alles nur kurz angeschnitten wird, aber nirgends in die Tiefe geht. Dennoch sollte das Buch mit ner fetten Triggerwarnung (körperlicher und sexueller Missbrauch, SVV, Abtreibung, psychische Erkrankungen) kommen, denn die Themen, die angekratzt werden, haben es durchaus in sich. Dabei wurden so viele schwerwiegende Probleme in das Buch gepackt, dass Depressionen und Traumata zum Accessoire moderner Stadtmenschen verkommen.

Ich habe das ganze Buch als sehr künstlich empfunden. Alles wirkte auf mich zu gewollt und zu sehr darum bemüht einerseits cool, andererseits deep zu sein. Lio und Max sind für mich unauthentische Fake-Menschen, die ihre Probleme (unbewusst) zum Lifestyle machen. Damit kann ich nichts anfangen. Mehrfach habe ich gelesen, dass der Roman eine moderne Liebesgeschichte sei, der auch andere Beziehungsformen aufzeige. Psychische Erkrankungen zu romantisieren ist aber keine moderne Liebesgeschichte, Lio und Max hätten beide dringend gute Therapie nötig.

Den Schreibstil der Autorin habe ich als sehr sprachgewaltig empfunden, beim Lesen hatte ich teilweise das Gefühl, direkt angebrüllt zu werden.

Die letzten 20 Seiten fand ich überraschend gut und auch das Ende des Romans hat mir sehr gut gefallen. Beim Lesen bin ich immer wieder wütend auf die Figuren geworden und auch dies empfinde ich als positiv, denn ich mag es, wenn Literatur Gefühle in mir auslöst. Doch auch diese Punkte können auch in Kombination mit dem gelungenen Cover nichts mehr retten, denn insgesamt hat mir das Buch leider nicht gefallen. Hier hätten ein paar Seiten mehr und etwas mehr Tiefgang nicht geschadet. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur schon zu alt für das Buch.