Trümmermädchen | Lilly Bernstein

 


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Köln, im Winter 1946/1947: Anna lebt mit ihrer Tante Marie und ihrem kleinen Bruder in den Trümmern der ehemaligen Bäckerei der Familie. Ihr Leben ist geprägt von Hunger, Entbehrung und eisiger Kälte. Um das Überleben ihrer Familie zu sichern, schließt Anna sich einer Schwarzmarktbande an und wird zur legendärsten Kohlendiebin Kölns. Also sie sich verliebt, kann ihre Liebe nicht einfach so gelebt werden und steht vor einer großen Bewährungsprobe. Doch Anna hält an ihren Träumen fest – von der Liebe, und davon, die Bäckerei wieder aufzubauen.

In den letzten Jahren habe ich viele Romane über den zweiten Weltkrieg gelesen und trotzdem packt mich das Thema immer wieder. Als ich in der Vorschau “Trümmermädchen” entdeckt habe und den Kölner Dom auf dem Cover gesehen habe, wusste ich noch bevor ich den Klappentext gelesen habe, dass ich das Buch gerne lesen möchte. Ich lese einfach gerne historische Geschichten aus meiner Heimat.

Lilly Bernsteins Schreibstil hat mich dann auch sofort in die Geschichte gezogen und ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Einerseits lag dies daran, dass ich die beschriebenen Orte, Häuser und Straßen als Kölnerin kenne. Andererseits schreibt die Autorin aber auch sehr bildhaft und mitreißend, so dass die Geschichte von Anna und Marie vor meinem inneren Auge sehr schnell richtig lebendig wurde.

Die Einblicke in das harte Leben der Menschen während der Nachkriegszeit fand ich sehr informativ. Vieles war mir schon bekannt, aber es dann noch einmal so schwarz auf weiß zu lesen verdeutlichte mir nur wieder, wie schwierig die Zeit für die Menschen war und wie hart das Überleben gewesen ist. Was damals für die Menschen Alltag war, ist heute für uns unvorstellbar und vieles wie richtigen Hunger oder richtige Kälte kennen wir heute ja auch zum Glück gar nicht mehr. Selbst jetzt, während einer weltweiten Pandemie, geht es uns hier in Deutschland besser als den Menschen im Buch.

Die Handlungen und Geschehnisse sind leider stellenweise sehr vorhersehbar und bringen nur wenig überraschendes mit. Einige Wendungen der Geschichte sind mir auch zu gewollt positiv. Wirkliche Überraschungen gibt es auf der Handlungsebene nicht. Auch die Figuren waren mir teilweise zu stereotyp gezeichnet. Dennoch fand ich es schön, Annas Entwicklung zu verfolgen und zu sehen, wie sie trotz aller Umstände vom Mädchen zur jungen Frau heranwächst. Ihren jüngeren Bruder Karl habe ich beim Lesen richtig ins Herz geschlossen. Marie hingegen mochte ich nicht, ich fand sie eher rückgratlos.

Insgesamt hat mir “Trümmermädchen” aber unheimlich gut gefallen und ich habe das Buch richtig gerne gelesen. Lilly Bernstein hat einfach eine tolle Schreibweise, durch welche es mir gut gelungen ist, ins Köln der Nachkriegszeit einzutauchen. Wer gerne historische Geschichten liest, wird mit dem Trümmermädchen beim Lesen sicher Freude haben.

Trümmermädchen – Annas Traum vom Glück | Lilly Bernstein | 2020 | Ullstein Verlag | Taschenbuch | 10,99€ | ISBN: 978-3548063416 

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