Befreit: Wie Bildung mir die Welt erschloss | Tara Westover



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In den Bergen Idahos wächst Tara Westover abseits der Zivilisation unter harten Bedingungen auf. Ihre Familie gehört den Mormonen an und lebt nach den strengen Regeln der Religion, vor allem aber auch des Vaters, welcher das Oberhaupt der Familie ist. Der Vater lebt mit der festen Überzeugung, dass der Staat seiner Familie etwas Böses wolle, und überträgt dies auf die gesamte Familie. Statt zur Schule zu gehen helfen Tara und ihre Geschwister auf dem Schrottplatz des Vaters aus und arbeiten dort hart. Taras Leben ist sehr abgeschieden, das normale Leben und die Welt der Bildung sind ihr vollkommen fremd. Und dennoch gelingt es ihr, ihren ganz eigenen Weg zu gehen, den Schulabschluss nachzuholen und zu studieren. In ihrer Autobiografie erzählt sie von ihrem steinigen Weg, von den Kämpfen die sie dafür ausstehen musste und davon, wie Bildung ihr die Welt erschloss.

Auf Tara Westovers Lebensgeschichte wurde ich erstmalig durch Barack Obamas Leseliste für den Sommer 2018 aufmerksam. Das Buch sprach mich gleich an – nicht so sehr weil Obama es empfohlen hat, sondern vor allem, weil ich es immer wieder spannend finde, was Bildung alles kann und welche Wege sich einem Menschen durch Bildung erschließen.

Die Autorin beginnt mit der Geschichte in ihrer Kindheit, welche sie sehr abgelegen irgendwo in Idaho verbringt. Schnell konnte ich einen guten Einblick in Taras Leben erhalten. Neben der Abgeschiedenheit und den damit verbundenen Entbehrungen ist mir vor allem das Verhalten des Familienvaters nahe gegangen. Er ist fundamentalistischer Mormone und fest davon überzeugt, dass die Welt da draußen böse ist. Die Familie lebt entsprechend zurückgezogen, die Kinder haben nicht einmal Geburtsurkunden und ärztliche Hilfe gibt es auch im Notfall nicht. Auch Bildung ist in dieser Welt vollkommen fremd. Tara und ihre Geschwister wurden zwar zu Hause von den Eltern unterrichtet, lernen dabei aber nur was für ihr abgeschiedenes Leben notwendig ist – sonst nichts.

Diese Art zu leben ist mir vollkommen fremd und ich fand es gleichermaßen interessant wie auch erschreckend, Einblicke in diese Lebensrealität zu erhalten. Umso beeindruckender ist es, welchen Weg Tara Westover auf sich genommen hat um Bildung zu erlangen. Es war sehr schön, Tara Westover auf diesem Weg zu begleiten und an ihren Gedanken teilhaben zu dürfen.

Tara Westover hat eine sehr schöne Art zu erzählen. Dabei wertet sie nicht, sondern erzählt klar und eher sachlich von ihren Erlebnissen. Gerade durch diese Art des Erzählens erlangt die Geschichte jedoch eine ziemliche Tiefe und die Emotionen dazu kamen bei mir beim Lesen dann auch von ganz alleine.

Nachdem ich Tara Westovers Lebensgeschichte beendet habe, war ich nicht nur schwer beeindruckt von ihrer Persönlichkeit, sondern auch wieder einmal dankbar dafür, dass ich für meinen Zugang zu Bildung nicht so kämpfen musste, wie Tara es musste. Insgesamt ist “Befreit: Wie Bildung mir die Welt erschloss” ein sehr lesenswertes Buch.

Befreit: Wie Bildung mir die Welt erschloss | Tara Westover | Übersetzung: Eike Schönfeld | Kiepenheuer & Witsch | 2018 | Hardcover | 448 Seiten | ISBN: 978-3462050127 | 23,00 Euro |

*Werbung: Dieses Buch wurde mir kostenfrei vom Verlag zugesendet.