Simon vs. the Homo Sapiens Agenda | Love, Simon | Becky Albertalli


Simon ist siebzehn Jahre alt, geht zur Schule, trifft Freunde, probt für ein Theaterstück, liebt seine Familie. Alles ganz normal. Und doch hat Simon ein Geheimnis. Er ist schwul und außer Blue, seinem unbekanntem, ebenfalls schwulen E-Mail-Freund, weiß niemand davon. Durch eine Unachtsamkeit liest in der Schule ausgerechnet der nervige Martin die Mails zwischen Simon und Blue. Martin droht Simon mit der Veröffentlichung dieser Mails auf dem Tratsch- und Klatschblog der Schule, wenn er ihm nicht in einer ganz bestimmten Angelegenheit hilft.

Das Buch “Simon and the Homosapiens Agenda” von Becki Albertalli

“Simon vs. the Homo Sapiens Agenda” habe ich bereits Anfang des Jahres gelesen. Nachdem das Buch immer öfter, vor allem bei Instagram, in meinem Feed auftauchte, wurde ich neugierig darauf und habe es dann innerhalb kürzester Zeit verschlungen.

Becki Albertalli hat einen tollen Schreibstil, der sich locker und leicht lesen lässt. Sie schreibt sehr humorvoll und lebendig und vor allem so manche Dialoge haben es wirklich in sich. Und so habe ich während des Lesens häufig so sehr lachen müssen, dass mir die Tränen in den Augen standen.

Tränen in den Augen standen mir beim Lesen aber nicht nur bei den humorvollen Szenen, sondern auch gerade gegen Ende hin an einigen ernsteren Stellen. Der Roman beschäftigt sich mit der Frage nach der eigenen Persönlichkeit, nach dem Stand im Leben und welchen Einfluss ein Coming-Out darauf haben kann und auch das Coming Out selbst nimmt einen großen Themenbereich ein. Hier zeigt Becki Albertalli sehr viel Fingerspitzengefühl, denn auch diese Szenen wirken sehr authentisch, besonders Simons und Blues Gedanken, welche sie per E-Mail austauschen.

“Simon vs. the Homo Sapiens Agenda” lebt von den Figuren. Becki Albertalli hat ein gutes Gefühl dafür, sehr individuelle und eigenständige Figuren aufzubauen. Jede Figur hat eine eigene Tiefe und ein eigenes Gesicht. So bleiben selbst kleinere Nebenfiguren nicht nur im Hintergrund in der Nebenrolle, sondern wirken wie auch die Hauptfiguren real und lebendig. Die Lebendigkeit der Figuren finde ich bei Becki Albertalli wirklich außerordentlich und das hat mir sehr gut gefallen.

Auch den Verlauf der Geschichte mochte ich. Es war beim Lesen fast ein bisschen so, als hätte ich einem realen Simon immer wieder mal über die Schulter geguckt und so Teile seines Lebens mitbekommen. „Simon vs. the Homo Sapiens Agenda“ ist spannend erzählt. Zum einen machen die Figuren, vor allem Simon, eine große Entwicklung durch, welche man gut nachvollziehen kann. Zum anderen ist für Simon, aber auch für mich als Leserin bis zum Schluss nicht ganz klar, wer Blue ist.

Becki Albertalli hat mit “Simon vs. the Homo Sapiens Agenda” ein absolut lesenswertes Buch geschrieben. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und wirken sehr lebendig, die Geschichte ist spannend, es gibt großartige Dialoge und tiefgründige Szenen und Gedanken, die mich beim Lesen sehr berührt haben.

Der Film “Love, Simon”

Als ich gehört habe, dass “Simon vs. the Homo Sapiens Agenda” unter dem Titel „Love, Simon“ verfilmt wurde und im Sommer 2018 in die Kinos kommt, habe ich mich darüber gefreut. Ich finde Vielfalt und Repräsentation in den Medien sehr wichtig und denke, dass man über einen Kinofilm zum einen mehr Leute erreicht als nur über das Buch und vor allem auch noch einmal ein ganz anderes Publikum anspricht.

Am 28. Juni 2018 läuft „Love, Simon“ in den deutschen Kinos an. Dank einer Vor-Premiere von ENOUGH is ENOUGH! OPEN YOUR MOUTH! (Deutschlands größte Initiative zur Unterstützung der weltweiten LGBTI* Community) durfte ich den Film bereits vorab sehen.

Da die Einladung für zwei Personen war, habe ich eine liebe Freundin mitgenommen, die weder das Buch gelesen hat noch mit dem Namen des Films etwas anfangen konnte, aber neugierig wurde als ich ihr erzählte, dass das Buch toll ist. Zusammen haben wir uns vorletzten Montag auf zum Filmpalast Köln gemacht. Ich gehe total gerne in den Filmpalast, schon alleine weil die Abstände zwischen den Reihen groß genug sind, so dass ich mir meine langen Beine nicht unters Kinn klemmen muss. Ich bin 33, meine Freundin ist 50something und wir haben den Altersdurchschnitt im Kinosaal wohl dezent nach oben angehoben.

Der Film lief im englischen Original mit deutschen Untertiteln. Ich gehöre nicht zur Fraktion derer, die krampfhaft alles im Original gucken müssen, aber bei „Love, Simon“ fand ich das Original passend. Das Buch lebt von seinen schlagfertigen Dialogen und Wortwitzen und auch im Film wurde dies grandios umgesetzt. Ob die deutsche Synchronisation das so gut umsetzen kann, kann ich nicht einschätzen. Es wäre aber schade wenn nicht, denn dadurch ginge eine Menge dessen, was unter anderem den Charme des Buchs / Films ausmacht verloren.

Im Buch zeichnet Becki Albertalli ein sehr klares Bild von ihren Figuren. Auch im Film wurde das gut umgesetzt. Auf mich wirkten alle Schauspieler*innen sehr natürlich und authentisch und ihre jeweiligen Rollen passten zu ihnen.

Wie schon das Buch “Simon vs. the Homo Sapiens Agenda”, so brachte mich auch der Film mehrfach zum Weinen. Erst vor lauter Lachen, später dann auch vor Mitgefühl und Rührung. Das ging nicht nur mir so, irgendwann hörte man immer wieder Schniefer aus allen Richtungen und das Kramen in Taschen nach Taschentüchern.

Einige Szenen wurden rausgekürzt, insgesamt habe ich den Film aber schon als sehr nah am Buch empfunden. Mit Literaturverfilmungen ist das ja immer so eine Sache, im Falle von „Love, Simon“ haben der Regisseur und die Schauspieler*innen aber alles richtig gemacht.

„Love, Simon“ hat mir richtig gut gefallen und ich hätte den Film am liebsten gleich nochmal gesehen. Der Film ist gleichsam humorvoll und tiefgründig, weiß zu fesseln und zu unterhalten und ist viel zu schnell wieder vorbei.

Weitere Informationen:

Trailer zum Film:

Hier könnt ihr euch auf YouTube den deutschen Trailer zum Film anschauen:
Trailer: Love, Simon

Buchinformationen:

Autorin: Becky Albertalli
Englischer Titel: Simon vs. the Homo Sapiens Agenda
Deutscher Titel: Nur drei Worte
Deutsche Übersetzung: Ingo Herzke