Mein Sommer auf dem Mond | Adriana Popescu


Fritzi, Bastian, Sarah und Tim scheint auf den ersten Blick nichts zu verbinden – bis auf die Tatsache, dass sie sich auf Rügen in einem Therapiezentrum für Jugendliche, dem Sonnenhof, treffen. Während ihrer Zeit auf dem Sonnenhof bilden sie eine Therapiegruppe, die Astronauten. Auf Rügen lernen sie sich nicht nur gegenseitig, sondern vor allem sich selbst kennen. Sie müssen sich mit ihren Problemen auseinandersetzen, ihren Ängsten ins Gesicht sehen und lernen, wie wertvoll Freundschaft ist.

Adriana Popescu hat mit der toughen Fritzi, der schüchternen Sarah, dem nerdigen Bastian und dem coolen Sportler Tim vier sehr unterschiedliche Figuren geschaffen. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Fritzi und Bastian erzählt, dennoch lernt man alle vier Figuren im Laufe der Geschichte immer besser kennen. Die vier haben unterschiedliche Hintergründe und Krankheitsbilder und gehen auch alle sehr unterschiedlich mit ihrer jeweiligen Situation um. Bei der Beschreibung der Krankheitsbilder weist Adriana Popescu viel Fingerspitzengefühl auf und zeigt, wie schwer es ist, wenn man schon in jungen Jahren mit Ängsten, Depressionen oder einem großen Geheimnis umgehen können muss.

Im Sonnenhof werden die Jugendlichen in kleine Gruppen eingeteilt. Fritzi, Sarah, Bastian und Tim sind eine solche Gruppe, die Astronauten. Gemeinsam erleben sie kleine Abenteuer, welche sie als Gruppe zusammenschweißen und bei denen sie sich ihren Ängsten stellen müssen. Andere therapeutische Maßnahmen hingegen rücken sehr stark in den Hintergrund und werden so gut wie nicht erwähnt. Dadurch wirkte das Setting manchmal eher wie ein Feriencamp denn wie ein Therapiezentrum. Das finde ich etwas schade, denn der Blick auf den Ablauf einer Therapie wird für mich dadurch verfälscht. Ich denke jedoch auch, dass Adriana Popescu mit “Mein Sommer auf dem Mond” vielen betroffenen Jugendlichen Mut machen kann, sich auf eine Therapie einzulassen. Und diesen Aspekt finde ich sehr wichtig.

Wichtig finde ich auch die Enttabuisierung von psychischen Krankheiten. Dies ist Adriana Popescu mit “Mein Sommer auf dem Mond” sehr gut gelungen. Sie zeigt, dass sich niemand seine Krankheit aussucht, dass niemand einfach nur faul oder dumm ist und sie zeigt auch, dass es jede*n treffen kann. Sie zeigt aber auch, dass man all dem nicht alleine und ohne Hilfe ausgeliefert ist, sondern dass man lernen kann mit Ängsten umzugehen, dass es auch andere Menschen gibt die einen verstehen und man nicht alleine mit all dem ist. Und sie zeigt, dass ein Mensch nie nur noch eine Diagnose ist, sondern dass auch all die anderen Facetten, die einen Menschen so ausmachen, weiter existieren.

“Mein Sommer auf dem Mond” ist im für die Autorin typischen angenehmen Schreibstil geschrieben, weist tolle, schlagfertige Dialoge auf und behandelt dieses wichtige Thema mit Feingefühl und Tiefgang. Die Geschichte der Astronauten macht Mut und gibt Kraft zu kämpfen.

Mein Sommer auf dem Mond | Adriana Popescu | cbt | 2018 | Broschiert | 400 Seiten | ISBN  978-3570311981 | Preis: 13€