Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte | Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum Köln

 


Zentral in der Kölner Innenstadt gelegen befindet sich das El-De-Haus. Von 1935 bis 1945 war dort der Sitz der Kölner Gestapo mit Büroräumen und Gefängniszellen. Köln war das Zentrum des Nationalsozialismus im Rheinland, welcher von einer hohen Gewaltbereitschaft und extremem Antisemitismus gezeichnet war. Heute befindet sich dort das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln. Es ist Gedenkstätte, Lern- und Forschungsort, verfügt über eine Bibliothek und eine Dauerausstellung über Köln im Nationalsozialismus.

Die Dauerausstellung “Köln im Nationalsozialismus”

Die Dauerausstellung habe ich schon häufiger besucht und entdecke dort auch bei jedem Besuch noch Neues. Sie zeigt wie sich der Nationalsozialismus in Köln ausgebreitet hat und wie er die Stadt geprägt und verändert hat. Ich finde dies unheimlich interessant und finde es auch spannend, das damalige Köln mit dem heutigen Köln zu vergleichen, gerade auch in Hinblick auf die Geschichte von noch heute existierenden Gebäuden. Besonders gut gefällt mir an der Ausstellung aber auch, dass sie sehr menschlich ist. Es werden die Geschichten verschiedener Menschen erzählt, wodurch das Grauen ein Gesicht bekommt und umso realer wirkt.

Im Keller des Gebäudes befanden sich früher unter anderem Zellen, in denen Menschen nicht nur festgehalten, sondern auch verhört und gefoltert wurden. Viele Zellen weisen noch Inschriften von Insassen auf. Dieser Gebäudeteil dient heute als Gedenkstätte. Ich finde es immer sehr beklemmend dort, aber auch wichtig, dass dieses Dokument der Geschichte erhalten und zugänglich ist.




Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte
Momentan gibt es im NS-Dokumentationszentrum die Sonderausstellung “Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte”. Die Ausstellung wurde konzipiert durch das Anne-Frank-Haus in Amsterdam und dem Anne Frank Zentrum e.V. in Berlin.

Die Sonderausstellung zeigt das Leben von Anne Frank, deren berühmtes Tagebuch zu einem der meistgelesensten Büchern der Welt zählt. In informativen Texten erfährt man mehr über Annes Kindheit, die Flucht der Familie nach Amsterdam sowie schließlich die Zeit im Versteck. Durch einen Verrat wird die Familie schließlich deportiert. Anne verstirbt im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Ihr Vater überlebt als einziges Familienmitglied und kehrt nach Amsterdam zurück. Der Vater ist es auch, der Annes Tagebuch veröffentlicht hat und so dazu beigetragen hat, dass dieses wertvolle Zeitzeugnis nicht verloren ging.

In der Ausstellung gibt es nicht nur die einzige bekannte Filmaufnahme von Anne zu sehen, sondern auch viele Bilder aus ihrer Kindheit und von ihrer Familie. Ich finde, dass die Ausstellung sehr persönlich gestaltet ist. Ich habe ein gutes Bild von Anne bekommen, wozu auch die teils lebensgroßen Bilder beigetragen haben.

Besonders beeindruckt hat mich die hinter Glas verschlossene Faksimile, also eine exakte Nachbildung, von Annes Tagebuch. Es sah so echt aus, so dass ich im ersten Moment auch dachte, dass das echte Tagebuch ausgestellt ist und ich habe glatt eine Gänsehaut bekommen. Dass es eine Faksiimile ist, habe ich erst im zweiten Moment gelesen. Das echte Tagebuch der Anne Frank ist im Anne-Frank-Haus in Amsterdam ausgestellt.

In der Mitte des Ausstellungsraums steht der so genannte Gedankenraum. Der Raum ist abgedunkelt, die Wände sind mit großformatigen Bildern der rekonstruierten Räume im Versteck der Familie Frank versehen. Dieser Raum macht Annes Versteck auf einmal viel greifbarer und realer.

 

“Kann mich wohl irgendjemand verstehen, über die Undankbarkeit hinwegsehen, hinwegsehen über Jude oder nicht Jude, und nur den Backfisch in mir sehen, der so ein großes Bedürfnis nach ausgelassenem Vergnügen hat?”
Anne Frank mit 14 Jahren, 24. Dezember 1943

 

Anne Frank hat sich in ihrem Tagebuch nicht nur mit ihrer eigenen, aktuellen Situation auseinandergesetzt, sondern auch viele Gedanken geäußert, die nichts an ihrer Relevanz verloren haben. Es geht um Identität, aber auch um Zugehörigkeit, Toleranz und Gleichstellung. Auch diese Themen werden von der Ausstellung sehr schön aufgefangen und gerade für junge Menschen gut aufgearbeitet. Toll finde ich auch, dass Jugendliche extra geschult wurden, um andere Jugendliche durch die Ausstellung zu führen.

Ich finde sowohl die Dauerausstellung, als auch die Anne Frank-Ausstellung mehr als sehenswert und kann allen einen Besuch nur empfehlen. Beide Ausstellungen sind sehr informativ und helfen, diese Zeit nicht zu vergessen. Auch wenn das Thema nicht immer einfach ist, nahe geht und einen berührt, so ist es einfach wichtig, sich mit der Thematik zu beschäftigen, damit sich diese Geschichte nie mehr wiederholt.

Die Ausstellung kann in Köln noch bis zum 01. Juli 2018 besucht werden. Zur Ausstellung gibt es ein Rahmenprogramm mit Führungen, Vorträgen und Exkursionen. Alle weiteren Informationen gibt es direkt beim NS-Dokumentationszentrum.