Das Literaturcamp in Bonn 2018 | Litcampbn18#


Gestern war ich in Bonn auf dem Literaturcamp (#Litcampbn18). Das Literaturcamp fand in diesem Jahr zum 2. mal statt. Im letzten Jahr habe ich zu spät davon erfahren, deswegen habe ich mich in diesem Jahr gefreut, dass es mit dem Ticket geklappt hat. Da das Litcamp in Kooperation mit der VHS stattfindet, war die Location, das Haus der Bildung, gut vom Bonner Hauptbahnhof aus zu erreichen. Pünktlich zur angegebenen Einlasszeit war ich dann vor Ort, bepackt mit einer großen Portion Neugierde auf den Tag. 

Um 10 Uhr startete dann die Einführung. Alle Teilnehmer*innen stellten sich mit Namen und drei Hashtags vor. Meine waren #Köln #Literatur und #Reisen. Eigentlich hatte ich mir im Vorfeld ganz andere überlegt, dann hatte ich das Mikrofon aber schneller als gedacht in der Hand und habe das gesagt, was mir als erstes in den Sinn kam. Nach der Vorstellung wurden die einzelnen Sessions vorgestellt. Wie auf einem Barcamp üblich können alle Teilnehmer*innen einen Vorschlag für eine Session einreichen. Per Handzeichen wird dann abgestimmt, ob Interesse im Publikum besteht oder nicht und demnach wird dann ein Raum für die Session zugeteilt. Es bildete sich direkt eine Schlange, am Ende blieben einige Slots trotzdem unbesetzt.

Der Sessionplan
Pünktlich um 11 Uhr startete dann die erste Session-Runde. Ich habe mich für "Die zwei Seiten der Pressearbeit" mit Edda Klepp und Vera Nentwich entschieden. Edda arbeitet als Journalistin, Vera ist Autorin. Die eine erhält Pressemeldungen, die andere versendet Pressemeldungen. Beide haben ausführlich von ihren Erfahrungen berichtet. Sie haben erklärt, wie eine gute Pressemeldung aufgebaut ist und was man noch so machen kann, um die Aufmerksamkeit der Presse auf sich zu ziehen. Da ich mich auch beruflich damit beschäftige, war inhaltlich für mich nicht so viel Neues dabei. Gut gefallen hat mir an der Session aber dass Edda und Vera gute Rednerinnen sind, mit Spaß auf der Bühne stehen und ich ihnen gerne zugehört habe.

Um 12 Uhr habe ich mich als zweite Session für "Kommunikationspsychologie für Autoren" entschieden. Das klang sehr spannend und ich habe mir viel Input davon erhofft. Inhaltlich konnte die Session mich leider nicht überzeugen. Es ging um das Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun. Ich weiß nicht wie oft ich das schon auf Workshops und Fortbildungen gehört habe und ich habe auch mehrere Bücher von Schulz von Thun über Kommunikation im Regal stehen. Wenn man sich mit Kommunikation beschäftigt, dann kommt man um das Modell nicht herum. Damit das Modell nun schon wieder präsentiert zu bekommen hatte ich einfach nicht gerechnet, ich dachte es würde thematisch etwas tiefer losgehen. Aber auch das gehört zu einem Barcamp, manchmal passt eine Session einfach nicht zu dem, was man sich vorher vorgestellt hat.

Nicht zu einem Barcamp gehört für mich hingegen die Bitte der Referentin doch während ihrer Session die Handys wegzulegen, weil sie das sonst irritiert. Grundsätzlich habe ich dafür Verständnis, es ist nicht einfach vor einer Gruppe von Leuten zu sprechen, wenn alle auf irgendwelche Displays schauen. Auf einem Barcamp gehört die direkte Kommunikation über Social Media aber dazu und auch in Infotexten und dem Flyer zum Literaturcamp Bonn stand, dass die Nutzung von Smartphones ausdrücklich erwünscht ist. Das passte für mich nicht zusammen.

Dass ich eher weniger getwittert und noch weniger Bilder gemacht habe lag aber nicht nur daran, dass es in diesem einem Fall nicht erwünscht war, sondern auch daran, dass es Probleme mit dem WLAN gab. Ab dem Mittag bin ich da gar nicht mehr reingekommen und somit ließ die SMS meines Anbieters, dass ich nun mit reduzierter Geschwindigkeit surfe nicht lange auf sich warten.

Um 13 Uhr gab es dann eine Pause und das Mittagessen. Da ich morgens nicht gefrühstückt hatte, hing mir der Magen auf den Knien. Nach einem Blick in die Suppentassen der anderen habe ich mir dann aber doch nur eine Brezel genommen. Zum Nachtisch habe ich mir dann zusammen mit anderen Teilnehmer*innen draußen am Bonner Markt ein Eis geholt. Das Eis war das kulinarische Highlight des Litcamps.

In bester Gesellschaft! (von oben links im Uhrzeigersinn: ich, Kira, Steffi, Samu, KC und Bianca)
Die "Local Heros Bonn" waren dann meine nächste Session. Ich war neugierig, was die Nachbarstadt an verschiedenen Veranstaltungen zu bieten hat und wer alles über Bonn schreibt. Hier gab es dann auch noch einmal eine Vorstellungsrunde, in der alle erzählen konnten, was sie mit Bonn verbindet bzw. wo / wie sie über Bonn schreiben. Die Antworten waren sehr gemischt und ich habe von interessanten Projekten wie dem Blog des LVR-LandesMuseum Bonn oder dem Blog Bundesstadt erfahren, die ich beide vorher nicht kannte. In Bonn gibt es auch einige interessante Formate für literaturbegeisterte Menschen und es lohnt sich, den Veranstaltungskalender der Stadt im Blick zu halten. 

Um 15 Uhr standen dann gleich mehrere Sessions auf dem Programm die mich thematisch angesprochen haben. Entschieden habe ich mich für "Der Autor als Marke" von der Autorin und Kauffrau für Marketingkommunikation Kathreen Claire (KC). Die Session war sehr interessant aufgebaut. KC hat eine kurze Einführung ins Marketing gegeben und erklärt, was genau eine Marke eigentlich ist und welche Formen von Marken es gibt. Anschließend hat sie diese allgemeine Theorie auf Autoren und Autorinnen übertragen. Für mich war dies die informativste der von mir besuchten Sessions, aus welcher ich für mich am meisten Neues ziehen konnte.

Um 16 Uhr standen dann noch drei weitere Sessions auf dem Plan. So langsam machte sich aber Müdigkeit in mir breit, ich hatte Durst (dazu später mehr) und irgendwie war meine Lust mir noch eine Session anzuhören relativ gering. Da es nicht nur mir so ging, haben wir uns mit einigen Teilnehmerinnen auf den Weg zum nächsten Supermarkt gemacht um etwas zu trinken zu kaufen und haben einfach etwas in der Sonne gesessen und uns über alles mögliche unterhalten. Aber auch das ist Networking und Networking gehört ja auch zu einem Barcamp dazu.

Am Nachmittag wurde der Stand des Caterings abgebaut und somit gab es weder Wasser noch Kaffee. Es war warm, die Luft in den Session-Räumen war schlecht und es war für mich völlig unverständlich, wieso auch die Getränke abgebaut wurden. Zumindest ein kurzer Hinweis á la "Wir müssen gleich abbauen, trinkt alle nochmal was" oder so wäre nett gewesen. Auf Twitter habe ich dazu auch den schönen Hashtag #RIPWasser gelesen. Das Catering konnte mich leider nicht überzeugen.

Um 17 Uhr gab es dann noch eine Abschlussrunde inklusive der Verlosung eines Tolinos und einiger Bücher. Danach war der Tag dann auch schon vorbei. Bei vielen Veranstaltungen stellt sich dann bei mir ein bisschen Wehmut ein, dass der schöne Tag schon wieder vorbei ist. Gestern war dies nicht so und ich war froh, als ich wieder in der Bahn nach Hause saß. Meine Bahnfahrt war noch sehr schön, denn Steffi musste in die gleiche Richtung wie ich und wir konnten zusammen fahren.

Ich bin ein offener und neugieriger Mensch. Ich mag es, nach Veranstaltungen dieser Art geflasht und motiviert zu sein und das Gefühl zu haben, dass mich diese Veranstaltung in irgendeiner Form weiter gebracht hat. Nach dem gestrigen Besuch des Literaturcamp in Bonn hatte ich keines dieser Gefühle. Und auch jetzt, nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe, sieht das nicht anders aus. So ganz überzeugen konnte mich das Litcamp also leider nicht. Das lag nicht an den Dingen wie dem fehlenden WLAN oder dem Catering, denn über sowas kann ich auch gut hinwegsehen. Auch die Organisation war durchweg gut, so gab es zum Beispiel im Vorfeld schon gute Informationen und man merkte, dass viel Arbeit und Herzblut in der Sache steckte. Es fällt mir schwer, das zu beschreiben, weil ich nicht wirklich in Worte fassen kann, was genau mir nicht gefallen hat. Am ehesten trifft wohl einfach zu, dass der Funke zwischen mir und dieser Veranstaltung gestern nicht wirklich übergesprungen ist. Hätte es gestern schon Tickets für das nächste Jahr gegeben, ich hätte mir wohl keines gekauft. Aber so ist das wohl manchmal einfach. Wäre der Austausch mit den anderen Teilnehmer*innen nicht so schön gewesen, hätte ich das Haus der Bildung wohl auch schon eher verlassen und wäre bei dem schönen Wetter einfach noch etwas durch Bonn gebummelt.

In den sozialen Medien findet ihr viele verschiedene Eindrücke des Literaturcamps Bonn unter #litcampbn18.