"Einfach unvergesslich" von Rowan Coleman


Es gibt Dinge, die vergisst man nicht. Nie. Das dachte auch Claire. Doch dann geschieht es immer öfter, dass da auf einmal nicht mehr ihre PIN, der Name ihrer Tochter oder die Farbe ihrer Vorhänge präsent im Kopf sind, sondern nur noch eine graue Nebelwand. Mit Anfang 40 erhält Claire die Diagnose Alzheimer, was nicht nur ihr Leben, sondern auch das Leben ihrer Familie völlig auf den Kopf stellt. Doch auch wenn sie immer mehr vergisst, so vergisst Claire nie die Liebe und fängt an, in ihrem Erinnerungsbuch all die kleinen und großen Dinge, die sie liebt und festhalten möchte, aufzuschreiben.



Dieses Buch ist mir durch sein aufsehen erregendes Cover und den tollen Klappentext aufgefallen. Mir gefällt das Cover mit seinen Punkten als Metapher, für all die Erinnerungen, die Claire in ihr Erinnerungsbuch schreibt, sehr gut. Ich weiß natürlich nicht, ob sich der Verlag bei der Gestaltung des Covers das gleiche gedacht hat, aber für mich passen Cover und Geschichte gut zusammen.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Perspektive von Claire und ihrer ältesten Tochter, Caitlin, erzählt. Durch Einträge in das Erinnerungsalbum kommen jedoch auch alle anderen, wichtigen, Personen zu Wort. Dadurch erfährt man einerseits wie es ist, so jung an Alzheimer zu erkranken, die Arbeit aufgeben zu müssen und zu wissen, nicht mehr selbst für die eigene Familie sorgen zu können. Andererseits erfährt man auch wie es ist, mit einem an Alzheimer erkrankten Menschen zusammen zu leben, was alles andere als einfach ist.

Sehr gut ausgearbeitet hat die Autorin, Rowan Coleman, die zwischenmenschlichen Beziehungen der Figuren untereinander. Auch auf diese Beziehungen hat Claires Erkrankung ihre Auswirkungen, was die Autorin ebenfalls sehr gut verdeutlicht. Besonders die Liebesgeschichte zwischen Claire und ihrem 10 Jahre jüngeren Mann Greg ist schön. Davon zu lesen, wie sie ihn nicht als ihren geliebten Mann, sondern als Bedrohung empfindet, weil sie ihn nicht mehr erkennt, war deswegen ganz schön bitter.

Es gab viele Szenen, die mich schmunzeln ließen. Gerade  die Rückblicke in die Vergangenheit zeigen, dass Claire ein lustiger und lebensfroher Mensch gewesen ist. Doch auch bei der ein oder anderen Beschreibung einer durch Alzheimer verursachten Situation musste ich schmunzeln. Und unweigerlich sah ich mich mit der Frage konfrontiert, ob man das überhaupt darf, oder ob das unschicklich ist.

Es gab jedoch auch viele Szenen, welche sehr beklemmend gewesen sind. Gerade die Beschreibungen, wie Claire mit ihrem Gedächtnis kämpft, wie sie nach einem Wort oder einer Information sucht, von der sie weiß, dass sie da sein müsste, aber einfach nicht hinter die graue Nebelwand kommt – das war schon nicht einfach zu lesen. Jeder kennt es sicherlich, mal kurz etwas zu vergessen. Das ist meist nervig, in der Regel weiß man jedoch auch, dass der Gedanke kurz darauf wiederkommt. Wenn ich mir jedoch vorstelle, nicht mehr zu wissen ob das gesuchte Wort tatsächlich wiederkommt oder für immer weg ist und meinem eigenen Kopf nicht mehr trauen könnte, finde ich das sehr beängstigend.

Der Verlauf der Geschichte hat mir gut gefallen. Dabei gibt es auch einige kleinere Nebengeschichten, denn das Leben der anderen Figuren geht ja trotz Claires Erkrankung weiter, was das Buch für mich realistischer gemacht hat.

Einzig das Ende war mir ein wenig zu gewollt und irgendwie zu künstlich positiv.

Fazit:

„Einfach unvergesslich“ lässt sich sehr gut lesen. Die Figuren, aber auch die beschriebenen Situationen sind sehr gut ausgearbeitet. Das Buch ist sehr gefühlvoll, geht einem beim lesen nahe und verdeutlicht, welch ein Segen ein gesund funktionierendes Gehirn ist.


Einfach unvergesslich | Rowan Coleman | PIPER | 2014 | broschiert | 409 Seiten | ISBN 978-3492060011 | Preis: 14,00€ |