"Dicke Freunde" von Stephan Bartels


An seinem 30. Geburtstag besucht Simon überraschend seine Freundin im Büro. Dabei erwischt er sie in flagranti mit einem anderen Mann. Katja gibt ihm die Schuld an ihrem Fremdgehen, schließlich habe er im Laufe ihrer Beziehung 25 Kilo zugenommen und sei einfach nicht mehr attraktiv genug. Kurzentschlossen zieht er aus der gemeinsamen Wohnung aus und findet Unterschlupf bei seinem Arbeitskollegen Hotte. Hotte ist noch dicker als Simon und mit Hilfe einer weiteren Kollegin beginnen die beiden abzunehmen. Von der Ananas-Diät über Fasten-Wandern in den Bergen bis zu Weight Watcher Treffen probieren die beiden alles aus und werden dabei richtig dicke Freunde. 

Ich wurde durch das Cover auf das Buch aufmerksam, denn Elefanten lenken einfach immer meinen Blick auf sich. Da der Klappentext interessant klang, habe ich das Buch direkt via Onleihe ausgeliehen. Bücher über Gewichtsprobleme kannte ich bislang nur aus weiblicher Sicht und war deswegen gespannt, das für mich erste Buch aus männlicher Sichtweise darüber zu lesen. 

Die Geschichte spielt im Jahre 1999 und es war zu Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig, von Modems, Videokassetten und der Deutschen Mark zu lesen, gleichzeitig war es aber auch irgendwie witzig. Stephan Bartels hat einen sehr angenehm zu lesenden Schreibstil. Die Protagonisten waren gut ausgearbeitet und wirkten echt. Sowohl Simon als auch Hotte verändern sich und sind am Ende der Geschichte nicht mehr die, die sie am Anfang waren. Als Leser wird man Zeuge dieser Veränderungsprozesse und weiß manchmal auch mehr über das Geschehen, als die Figuren selbst, was die Geschichte teilweise leicht voraussehbar macht.

In "Dicke Freunde" behandelt Stephan Bartels verschiedene Aspekte des Dick-seins. Er zeigt auch, warum eine Diät schwierig und beängstigend sein kann und dass Menschen, die an einer Diät scheitern, nicht zwangsläufig willensschwach sein müssen, sondern auch noch ganz andere Dinge dahinter stecken können. Der Autor spielt nicht mit Klischees, sondern beschreibt realistisch das Leben seiner Protagonisten. 

Die Länge des Buches war mit 352 Seiten genau richtig. Ich hätte zwar gerne noch weitergelesen und auch gerne noch mehr über die ein oder andere (Neben-)Figur erfahren, aber dann hätte sich die Geschichte vermutlich verlaufen. "Dicke Freunde" hat mich gut unterhalten und ich mochte Simon, Hotte und die anderen Figuren. Stephan Bartels hat gekonnt ein ernstes Thema in eine leichte Geschichte integriert, ohne oberflächlich zu werden. Klare Leseempfehlung! 


Dicke Freunde | Stephan Bartels | Heyne | 2014 | ebook Ausgabe | 352 Textseiten | 8,99€