[HOMETOWN EXPLORATION] Der alte Geusenfriedhof

Vor zwei Wochen wollte ich meine Juni-Erkundungstour antreten. Das Wetter war schön, die Reifen meines Fahrrads frisch aufgepumpt und ich habe mich auf einen interessanten Nachmittag gefreut. Leider bin ich nicht weit gekommen, da ich direkt vor der Haustüre einen  unverschuldeten Unfall hatte. Das brachte mir einen Ausflug ins Krankenhaus samt Gehirnerschütterung und Prellungen ein. Die Unfallverursacher hatten leider nichts Besseres zu tun, als meinen Freund und mich zu beschimpfen und dann abzuhauen. Ich bin nur froh, dass ich einen Helm anhatte, sonst wäre ich vielleicht nicht mit „nur“ einer Gehirnerschütterung davongekommen. Die Woche habe ich dann mit viel Bettruhe verbracht und habe ganz neue Formen der Langeweile entdeckt.

Der zweite Anlauf hat jedoch ohne jegliche Zwischenfälle geklappt :) Ziel war der Geusenfriedhofin Köln-Lindenthal, welcher der älteste evangelische Friedhof im Rheinland ist. Ich finde alte Friedhöfe interessant und mag die Ruhe, welche von diesen Orten ausgeht. Ich bin schon mehrfach am Geusenfriedhof vorbeigegangen oder gefahren, habe mich aber nie näher damit beschäftigt und bin auch noch nie auf das Gelände gegangen. Ich hatte jedoch schon länger vor, dies zu ändern.



Der Friedhof wurde 1576 angelegt und lag damals noch vor den Toren der Stadt Köln. Bis 1829 wurden hier die Mitglieder der lutherischen und reformierten Gemeinden beerdigt. Auf Friedhöfen innerhalb der Stadt war die Beerdigung von nicht-Katholiken nämlich nicht erlaubt.


Auf dem Friedhof gibt es sehr viele auf dem Boden liegende Grabplatten und nur wenige Säulen und stehende Grabsteine. Viele Innschriften sind verwittert und lassen sich nur noch teilweise entziffern, einige sind jedoch erstaunlich gut erhalten.


Jede Grabstätte erzählt ihre ganz eigene Geschichte. Sowohl die Grabinschriften als auch die eingemeißelten Bilder und Wappen sagen viel über die Verstorbenen und ihre Lebensumstände aus. Klassisch christliche Symbole wie Kreuze oder Heiligenbildnisse sieht man hier nur selten. Stattdessen werden Leben, Tod und Auferstehung durch Symbole dargestellt.


Ich habe mir Zeit genommen, die einzelnen Grabstätten zu betrachten, habe versucht so viele Inschriften wie möglich zu entziffern und habe mich immer wieder gefragt, was da wohl für Menschen beerdigt worden sind und wie ihre Lebensgeschichte wohl verlief.





Die Grabsteine stehen inzwischen unter Denkmalschutz und der alte Geusenfriedhof wird von der Evangelischen Gemeinde Köln instand gehalten. Er liegt in Köln-Lindenthal, direkt an der Kreuzung Weyertal / Kerpener Straße. Man erreicht den Friedhof mit der Linie 9 (Haltestelle Weyertal). Eintrittskosten fallen nicht an. Im Oktober und März ist der Friedhof von 10 bis 17 Uhr zugänglich, von April bis September von 9 bis 19 Uhr.


Zukünftig werde ich immer am letzten Sonntag im Monat einen in Köln neu entdeckten Ort in der Rubrik [HOMETOWN EXPLORATION] vorstellen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr Lust habt, mitzumachen und im Juni auch in eurem Heimatort auf Entdeckungstour geht. Veröffentlicht wird der Beitrag dann am jeweils letzten Sonntag im Monat, also das nächste mal am 27. Juli. Den Link zu eurem Beitrag könnt ihr dann in meinem entsprechenden Beitrag als Kommentar hinterlassen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir so eine schöne Sammlung an tollen, sehenswerten Orten zusammen bekämen! Die Grafik darf natürlich gerne mitgenommen werden. 

Vorherige Entdeckungstouren:

Mai: Flora Köln