"Bunker Diary" von Kevin Brooks


Gemeinsam mit fünf ihm fremden Menschen wird der sechszehnjährige Linus von einem unbekannten Entführer in einem Bunker festgehalten. Der Bunker ist abgeriegelt und es scheint kein Entkommen zu geben. Je länger die Sechs eingesperrt sind, umso unmenschlicher wird die ganze Situation...

„Bunker Diary“ hat bei mir beim lesen sehr, sehr viele Fragen aufgeworfen. Ich habe immerzu nachgedacht und habe überlegt, was da los ist und warum diese 6 Menschen in den Bunker gesperrt worden sind. Und wer ist der Entführer? Ist er ein Mensch? Ist er ein Sinnbild und wenn ja, für was? Gott? Leser? Das Fernsehen? Ich mag es sehr, wenn mich Bücher dazu anregen mitzudenken und mitzurätseln. Kevin Brooks ist dies mit „Bunker Diary“ gelungen, denn die Geschichte ist sehr fesselnd.

Durch Brooks flüssigen Schreibstil bin ich manchmal förmlich durch die Seiten geflogen und wollte immer weiterlesen, um zu wissen, das da eigentlich los ist. Gut gefallen hat mir auch die bildhafte Schreibweise des Autors, denn ich konnte mir die Figuren und den Bunker genau vorstellen, hörte fast schon das leise vibrieren der Generatoren und das rumpeln des Aufzugs.

Die Geschichte um die Entführung wird durch die Tagebucheinträge des Protagonisten, Linus, erzählt. Ich fand Linus sehr authentisch, denn als Leser erhält man nicht nur einen guten Einblick in den „Alltag“ im Bunker, sondern auch in seine Gefühlswelt. Während der Zeit im Bunker durchläuft Linus verschiedene Gefühlsstadien und verändert sich. Und auch die fünf Anderen verändern sich und verfallen zusehends. Als Leser erlebt man diese Entwicklung sehr gut mit. Die ganze Situation ist extrem beklemmend und auch ich konnte diese Beklemmung beim lesen sehr gut spüren.

Von den sechs Entführten hätte ich mir etwas mehr Aktion gewünscht. Bis auf wenige Ausnahmen sind mir die Personen zu passiv gewesen und haben sich zu schnell mit der Situation abgefunden.

Dem Ende habe ich sehr entgegengefiebert, nicht weil ich wollte, dass das Buch vorbei ist, sondern weil ich gespannt auf Kevin Brooks Aufklärung des Ganzen gewesen bin. Nachdem ich das letzte Wort gelesen habe, war ich erst einmal ein wenig sprachlos und musste alles einen Moment sacken lassen. Dann fand ich das Ende jedoch so einfach wie genial! Mir gefällt das Ende sehr gut, wobei ich dies nicht näher begründen werde, da ich sonst zu viel verraten würde.

Fazit:

In „Bunker Diary“ setzt sich Kevin Brooks auf sehr spannende, aber auch beklemmende Art und Weise mit dem Thema Menschlichkeit auseinander. Die Figuren waren mir zu passiv, aber davon abgesehen, haben sie mir gut gefallen und ich fand es interessant, ihre Entwicklung zu verfolgen. Dies war mein erstes, aber sicher nicht mein letztes Buch von Kevin Brooks.


Bunker Diary | Kevin Brooks | dtv  | 2014 | broschiert | 300 Seiten | ISBN: 9783423740036 | Preis: 12,95€