"Zu Zweit tut das Herz nur halb so weh" von Julie Kibler



Miss Isabelle, eine ältere Dame, bittet ihre Frisörin Dorrie, sie durch die halbe USA zu fahren und zu einer Beerdigung zu begleiten. Während der langen Fahrt kommen die beiden sich  Näher.  Isabelle erzählt davon, wie sie sich Ende der 1930er Jahre in einen Dunkelhäutigen verliebte, was in der damaligen Zeit ein Skandal war und letztendlich zu einer Tragödie führte. Und während Isabelle erzählt und zurückblickt, gewinnt auch Dorrie eine neue Sichtweise auf ihr eigenes Leben.

Ich mag Geschichten um verbotene Lieben ja wirklich gerne und auch die Thematik der Rassentrennung finde ich immer wieder interessant. In diesem Buch werden beide Themen vereint, weswegen ich mich sehr auf „Zu Zweit tut das Herz nur halb so weh“ gefreut habe. Mir gefällt bereits der Titel sehr gut, obwohl er für mich rückblickend betrachtet nicht so ganz zur Geschichte passt.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt.  Isabelle erzählt ihre eigene Geschichte, beginnend im Jahre 1939. Man erhält einen guten Einblick in ihr Leben und auch in die Sitten der damaligen Zeit. Die damals siebzehnjährige Isabelle stammt aus gutem Hause und träumt davon, ihrem goldenen Käfig zu entfliehen, als sie sich in Robert, den farbigen Sohn ihres Hausmädchens verliebt. Während man Isabelle recht gut kennenlernt, bleibt Robert der ja eine wichtige Person ist, viel zu sehr im Schatten und ich konnte mir kein wirkliches Bild von ihm machen. Eher im Schatten blieb für mich auch die Liebe der beiden, was jedoch auch daran liegen kann, dass ich Isa ihre große Liebe zu Robert nicht ganz abnehme. Auf mich wirkte das ganze  viel mehr wie das aufmüpfige aufbegehren eines Teenagers gegen die Eltern und die Gesellschaft, als wie eine große, wahre Liebe. Dieser Eindruck entstand vor allem dadurch, dass Isa sich zwar kämpferisch gibt, jedoch unheimlich schnell aufgibt und sich unterkriegen lässt, was sie für mich unglaubwürdig macht.

Sehr gut gefallen haben mir jedoch die Erzählungen aus Dorries Blickwinkel, welche die Dinge von der Gegenwart aus betrachtet. Da Dorrie dunkelhäutig ist, erfährt man so auch ein wenig darüber, wie es heute für dunkelhäutige Menschen ist, und dass sie immer noch Rassismus und Diskriminierung ausgesetzt sind.  Miss Isabelle und Dorrie ergänzen sich gut und die Dialoge der beiden habe ich unheimlich gerne und fast jedes Mal mit einem Lächeln im Gesicht gelesen.

Julie Kiblers Schreibe lässt sich angenehm lesen, wodurch die Geschichte insgesamt wirklich nett erzählt wird. Vermisst habe ich hier jedoch ein wenig die Spannung, weswegen sich das Buch für mich doch arg gezogen hat. Einzig am Ende gab es nochmal eine kleine Überraschung, die mich jedoch über den bis dahin doch eher zähen Verlauf der Geschichte nicht hinweg tröstet.


Julie Kibler / Zu Zweit tut das Herz nur halb so weh / Pendo / August 2012 / Hardcover / 320 Seiten / ISBN: 978-3866123250 / Preis: 16,99 Euro / Verlagsseite: [x]