"BarCode Tattoo" von Suzanne Weyn


Nordamerika im Jahr 2025. Weltweit tragen immer mehr Menschen ein Barcode-Tattoo am Handgelenk, welches EC-, Kredit- und Ausweiskarten ersetzt. Laut Regierung soll dieses Tattoo das Leben vereinfachen. Doch immer mehr Menschen zweifeln daran, dass das Tattoo nur zu ihrem besten ist. Zu ihnen gehört auch die fast siebzehnjährige Kayla. Kurz nach seiner Tattoowierung hat sich ihr Vater das Leben genommen und ihre Mutter versinkt seit dem in ihrer eigenen Welt aus Trauer und Schmerz. In der Schule kommt Kayla in Kontakt zu Bürgerrechtlern und schließt sich ihnen an, um die Wahrheit über das Tattoo herauszufinden. Schnell wird deutlich, dass der Staat den Menschen nicht nur das Leben erleichtern möchte, sondern vor allem die totale Überwachung möchte und dabei über Leichen geht…

„BarCode Tattoo“ von Suzanne Weyn hat mich thematisch unheimlich gereizt. Denn die Vorstellung, dass wir alle irgendwann nur noch implantierte Chips oder BarCodes haben, finde ich alles andere als abwegig. Deswegen war ich sehr gespannt darauf, wie die Autorin diese Thematik umsetzt. Die von Suzanne Weyn erschaffene Welt ist erschreckend realistisch. Die Welt wird nicht mehr von einer direkten Regierung, sondern von einem Konzern, Global-1, beherrscht. Global-1´s Entstehungsgeschichte weist erschreckende Ähnlichkeiten zu Monsanto auf. Und auch wenn es im Jahre 2025 einige technische Neuerungen gibt, ist die Welt insgesamt doch der unseren sehr ähnlich, weswegen es mir leicht gefallen ist, mich in Kaylas Rolle zu versetzen.

Während das Tattoo anfangs nur freiwillig war, wird es im Laufe der Zeit immer mehr zum Zwang. Per Gesetz ist es künftig für alle ab 17 illegal und strafbar, nicht tattoowiert zu sein.  Doch auch ohne das Gesetzt ist ein Leben ohne Tattoo schon fast nicht mehr möglich, denn man kann häufig nicht einmal mehr einkaufen oder eine Tasse Kaffee trinken gehen. Auch wird es immer schwieriger, eine Krankenversicherung abzuschließen. Gerade diesbezüglich schwingt sehr viel Kritik am amerikanischen Gesundheitssystem mit. Interessant fand ich auch zu sehen, wie das Tattoo die Menschen spaltet. Da gibt es die, die das Tattoo großartig finden und es feiern. Und dann gibt es die, die ihm skeptisch gegenüber stehen und ahnen, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Die Autorin zeigt hier deutlich, wie leicht die Menschen sich beeinflussen lassen und etwas feiern, ohne es zu hinterfragen.

Suzanne Weyn erzählt Kaylas Geschichte sehr gradlinig und offen. Kayla selbst ist eher nachdenklich, glaubt nicht alles was man ihr sagt und hinterfragt die Dinge. Gleichzeitig ist sie jedoch auch verletzlich und sehnt sich nach Liebe und Anerkennung. Diese Mischung macht Kayla für mich zu einer sehr authentischen Protagonistin, deren Handlungen und Gedanken ich stets gut nachvollziehen konnte. Auch die anderen Protagonisten sind gut dargestellt und verstehen es, zu überraschen, so dass immer wieder neue Spannung aufkommt.

Dank Suzanne Weyns angenehmen Schreibstil und der spannenden Thematik bin ich nur so durch die Seiten geflogen. Das Ende kam für mich zu schnell und hat mir dann auch nicht mehr so gefallen, da es mir zu offen ist. Es fühlt sich eher so an, als wäre ein Kapitel, aber noch nicht die ganze Geschichte abgeschlossen. Bis dahin dachte ich jedoch auch, dass es sich bei BarCode Tattoo um einen Einzelband handelt. Dem ist jedoch nicht so, denn es gibt einen Folgeband namens „ The Bar Code Rebellion“ welchen ich jetzt auch noch lesen möchte.

Fazit: 

Mit „BarCode Tattoo“ hat Suzanne Weyn ein und sozial- / gesellschaftskritisches Werk geschrieben, welches die Augen öffnet und vor einer möglichen Zukunft warnt. Verpackt hat sie dies in eine Geschichte um Kayla, welche sich durchweg spannend lesen lässt. Ich hätte vorab nicht damit gerechnet, soviel Tiefsinnigkeit zwischen den beiden Buchdeckeln zu finden und war daher angenehm überrascht.




Suzanne Weyn / BarCode Tattoo / Sauerländer / 2006 / Hardcover / 228 Seiten / ISBN: 978-3794170470 / Preis: 14,90€