"Scheißleben!" von Manuela Inusa


 
"Mein Name ist Stacey, ich bin 17, dick, hässlich und schwarz.
Eigentlich bin ich 'n Mischlingskind, also weder schwarz noch weiß, was die Sache auch nicht einfacher macht. Nie hab ich mich irgendwo dazugehörig gefühlt, niemals geborgen. Mein ganzes Leben ist 'ne einzige Katastrophe. Ich hasse es. Ich wünschte, ich wär niemals geboren."                                      Quelle: Klappentext


Stacey lebt bei ihrer Mutter in Hamburg, wobei die beiden sich nicht ausstehen können und ihr Verhältnis zueinander sehr schwierig ist. Stacey ist zwar belesen und klug, schafft die Schule aber trotzdem nicht. Freunde hat sie keine, genauso wenig wie einen Vater. Denkt sie zumindest. Zufällig findet sie jedoch eines Tages die Adresse ihres Vaters in Amerika und beschließt, ihn kennenzulernen. Für Stacey beginnt nun eine aufregende Reise, deren Ausgang völlig ungewiss ist.

Stacey erzählt ihre Geschichte aus der ich-Perspektive und in Tagebuchform. Staceys Sprache und Ausdrucksweise sind recht jugendlich und umgangssprachlich. Beim Lesen hatte ich jedoch nie das Gefühl, dass ein Erwachsener versucht krampfhaft aus der Sicht eines jungen Menschen zu schreiben, sondern auf mich wirkten die Tagebucheinträge sehr authentisch. Von Anfang an erhält man einen tiefen Einblick in Staceys Gedankenwelt und ihr Leben, welches alles andere als rosig ist. An einigen Punkten versinkt mir Stacey ein wenig zu sehr im Selbstmitleid. Andererseits hat sie aber auch niemanden, um darüber zu reden, was das Ganze für mich wieder relativiert. Der Titel des Buches, „Scheißleben!“ ist durchaus passend.

Nachdem Stacey die Adresse ihres Vaters in Atlanta, USA, findet, beschließt sie ihn zu suchen. Auf diesen Teil der Geschichte war ich besonders gespannt. Sehr gut gefallen hat mir, dass man hier deutlich merkt, dass Manuela Inusa weiß, wovon sie schreibt – sei es in Bezug auf die Einreise- und Visa-Bestimmungen oder in Bezug auf die amerikanische Kultur und Lebensart. Mit Bill und Mya hat die Autorin zwei Protagonisten geschaffen, welche ich gleich in mein Herz geschlossen habe. Stacey wurde von ihrer amerikanischen Familie zwar fast schon märchenhaft aufgenommen, gestört hat mich dies jedoch nicht. Zum einen habe ich dies Stacey wirklich gegönnt, zum anderen gibt es auch einfach immer wieder solch herzliche Menschen, wie Bill und Mya es sind.

Nach Staceys Ankunft in Atlanta war ich gespannt darauf, wie sich ihr Leben verändert und vor allem wie sie selbst sich entwickeln wird. Dank der Tagebuch-Form erhält man auch hier wieder tolle Einblicke in ihre Gedankenwelt, so dass man Staceys Leben sehr intensiv mitverfolgen kann. Einige der Geschehnisse haben mich wirklich sehr überrascht, wodurch die Geschichte neue Spannung erhalten hat. Ich habe mich mit Stacey gefreut, habe aber auch mit ihr gehofft, gebangt und geweint.

Insgesamt hat mir „Scheißleben!“ von Manuela Inusa wirklich sehr gut gefallen. Staceys Geschichte wird sehr intensiv erzählt und geht unter die Haut. Mich hat das Buch so begeistert und gefesselt, dass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe, obwohl ich eigentlich schlafen wollte.

 Manuela Inusa: Scheißleben! / BoD 2012 / Taschenbuch / 200 Seiten / ISBN: 978-3-8482-0530-1 / Preis: 12,90€ / Verlagsseite [X]