9 lesenswerte LGBTI-Buchempfehlungen


In meiner späten Jugend war ich neugierig auf das Leben und die Liebe und irgendwo auch ein
wenig unsicher bezüglich meiner eigenen Orientierung. Schon damals habe ich etwas gemacht, was ich auch heute noch mache; wenn mich ein Thema beschäftigt dann lese ich alles mögliche darüber, von Sachtexten zu Romanen. Und so kam es, dass ich damals einige lesbische Liebesgeschichten gelesen habe. Einige Jahre später fing ich an, mich für Transsexualität und Travestie zu interessieren, weil dies Themen von Menschen aus meinem näheren Umfeld waren. Und auch heute lese ich noch gerne Bücher, in denen die Protagonisten von der in großen Teilen der Literatur vorherrschenden Heteronormativität abweichen.

Ich finde es sehr schön, dass diese Themen so langsam auch in der deutschen (Jugendbuch-) Literatur häufiger thematisiert werden. Und so habe ich mich zum Beispiel sehr auf "Den Mund voll ungesagter Dinge" von Anne Freytag gefreut. Nachdem ich jedoch einige Rezensionen wie diese oder diese gelesen habe, habe ich beschlossen, dieses Buch vorerst nicht zu lesen. Die in den Rezensionen angesprochenen Kritikpunkte würden mich zu sehr stören. Wenn es mir irgendwann einmal in der Bibliothek begegnet, werde ich sicher mal reinlesen, aber auf meiner Wunschliste steht das Buch nicht mehr.

Deswegen möchte ich euch heute einige Bücher vorstellen, in denen die Hauptfiguren queer sind. Die Bücher sind zum größten Teil schon etwas älter, aber dennoch absolut lesenswert.

In "Ich gebe dir die Sonne" von Jandy Nelson entdeckt Noah dass er schwul ist. Die Autorin beschreibt sehr gefühlvoll wie schwierig es sein kann, sich selbst und die eigene Sexualität zu entdecken und erste Erfahrungen zu sammeln. Noahs Homosexualität steht nicht im Vordergrund der Geschichte, erhält aber dennoch genügend Raum um keine bloße Randerzählung zu sein.

"Venusneid" von Rita Mae Brown ist leider nur noch gebraucht erhältlich, da das Buch schon älter ist. Das sollte aber nicht vom Lesen abhalten. Das Buch erzählt die Geschichte der 35 jährigen Frazier, die nach einer schlimmen ärztlichen Diagnose Abschiedsbriefe an alle schreibt und sich einerseits schonungslos ehrlich über die Empfänger der Briefe auslässt und sich andererseits als Lesbe outet. Dumm nur, dass sich die Diagnose als Fehldiagnose rausstellt und Frazier doch nicht stirbt. Beim Lesen erhält man einen guten Einblick in den Umgang der amerikanischen Gesellschaft mit Homosexualität in den 90er Jahren. Das Buch ist bisweilen bitterböse und schreiend komisch. Am Ende gibt es eine Wendung, welche ein wenig gewöhnungsbedürftig war, dennoch finde ich das Buch lesenswert.

"Bilder von ihr" von Karen-Susan Fessel erzählt die sehr berührende Liebesgeschichte zwischen der ruhelosen Einzelgängerin Thea und der Reisefotografin Suzanna, die das genaue Gegenteil von Thea zu sein scheint. Die beiden Frauen sind zwar lesbisch, ihre Homosexualität steht aber nicht im Vordergrund der Geschichte. Es geht um Liebe, um Sehnsucht, ums ankommen und darum Nähe zulassen, aber auch um Trauer und Verlust. "Bilder von ihr" ist wundervoll geschrieben, zärtlich, aber auch melancholisch und aufwühlend.

Und gleich noch einmal Karen-Susan Fessel. Weil die Frau einfach schreiben kann. "Bis ich sie finde" habe ich inzwischen mehrfach gelesen und es gehört zu meinen Lieblingsbüchern. Uma ist ein Frauenschwarm, steht mitten im Leben und verliebt sich unsterblich in die hübsche Jane, die früher ein Mann war. Doch Jane weist sie ab und Uma versucht, ihr Leben fortzusetzen, was ihr nicht gelingt, weil sie Jane einfach nicht vergessen kann. Und so macht sich Uma auf die Suche nach Jane. Mich hat diese Geschichte nicht nur tief berührt, sondern auch nachhaltig geprägt.


Sage und Logan sind die Hauptfiguren in Brian Katchers Jugendbuch "Almost perfect". Logan ist von allen Menschen enttäuscht und vertraut niemandem mehr. Doch dann trifft er Sage, die immer lächelt und er entwickelt Gefühle für sie. Nach einem ersten Kuss vertraut Sage ihm ihr größtes Geheimnis an: sie wurde als Junge geboren. Verletzt und wütend zieht Logan sich von ihr zurück. Doch dann merkt er, dass er Sage einfach nicht vergessen kann. "Almost perfect" ist eine zarte, emotionale Geschichte mit Tiefgang, die nicht nur Transsexualität, sondern auch Freundschaft, Vertrauen und verliebt sein thematisiert. Eine deutsche Übersetzung ist leider nicht geplant, das Buch lässt sich aber auch auf Englisch sehr gut lesen.

Auch "Finding Alex" von Kathrin Schrocke habe ich sehr gerne gelesen. Tobias schwärmt von Ira, die ihn sehr beeindruckt hat. Als sie sich tatsächlich mit ihm verabredet und er zum ersten Mal bei ihr zu Hause ist, sieht sie Alex im weiten Kimono und mit den schönen langen Haaren. Tobias kann seinen Blick nicht von Alex abwenden und ist verwirrt, denn Alex ist kein Mädchen, sondern Iras Bruder. Und trotzdem kann er Alex einfach nicht vergessen. Sehr gefühlvoll erzählt die Autorin die Geschichte von Tobias und Alex, in welcher man wirklich schöne Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt der beiden Hauptfiguren erhält. Besonders das Ende der Geschichte fand ich toll.

"Irgendwo im Glück" von Anna McPartlin spielt im konservativen und katholischen Irland der 90er Jahre. Das Buch zeigt,wie schwierig es sein kann, als Jugendlicher zu entdecken schwul zu sein und setzt sich sehr mit den Themen Selbstakzeptanz und Coming Out auseinander. Dabei stehen diese Themen nicht im Vordergrund, tragen jedoch sehr zur Entwicklung der Geschichte bei. Ich würde das Buch gar nicht unbedingt als LGBTI-Buch bezeichnen und auch in der Buchhandlung findet man es wohl eher bei den Schmökern. Da Homosexualität jedoch eine Rolle spielt und für die Geschichte unverzichtbar ist, habe ich es in diese Aufzählung aufgenommen.

Nicht mit auf den Bildern sind die Romane von Mirjam Müntefering, weil ich sie aus Platzmangel im letzten Jahr aussortiert habe. Ihre Bücher habe ich früher unheimlich gerne gelesen. Sie schreibt sehr lebensnah, aber auch gefühlvoll und je nach Buch auch witzig. In besonders guter Erinnerung behalten habe ich "Flug ins Apricot" und "Apricot im Herzen". In den beiden Büchern geht es um zwei sechzehnjährige Mädchen, die sich ineinander verlieben. Neben der ersten Liebe behandeln die Bücher jedoch auch das Coming Out und die Akzeptanz bzw. Nicht-Akzeptanz durch die Familie. Die Autorin setzt sich also mit sehr existentiellen Fragen auseinander, was ich sehr authentisch finde.

Ebenfalls nicht auf den Bildern, (weil ich es beim fotografieren vergessen habe) ist "Plattenbaugefühle" von Jannis Plastargias. Der Roman erzählt die deutsch-türkische
Liebesgeschichte von Jonas und Afyon mit all ihren Höhen und Tiefen. Der Autor gibt der Geschichte ihre ganz eigene Tiefe, was mir beim Lesen wirklich gut gefallen hat.

Kennt ihr eines der Bücher? Habt ihr weitere zur Thematik passende Buchempfehlungen für mich?