Rezension: Das Haus der Glücklichen Mütter | Amulya Malladi


Priya lebt mit ihrem Mann in Kalifornien. Sie hat einen guten Job, ein schönes Haus und einen netten Freundeskreis. Alles was ihr noch zum großen Glück fehlt, ist ein eigenes Kind. Doch Kinder kann sie nicht bekommen. Asha lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in einer kleinen Hütte in einem Dorf in Südindien. Die Familie hat nicht viel, dennoch reicht es für ein bescheidenes Leben. Asha träumt davon, ihrem hochbegabten Sohn eine bessere Ausbildung zu ermöglichen. In Indien boomt das Geschäft mit der Leihmutterschaft und so treffen auch Priya und Asha im "Haus der Glücklichen Mütter", einer Klinik für Leihmutterschaft, aufeinander.

Amulya Malladi greift in ihrem neuen Roman eine ganz aktuelle Diskussion rund um das Geschäft mit dem Babyglück in Indien auf. Sie beleuchtet beide Seiten sehr genau, erhebt jedoch zu keiner Stelle den moralischen Zeigefinger. Priya fühlt sich unzulänglich und nicht als richtige Frau, weil sie keine eigenen Kinder bekommen kann. Für ihre Entscheidung eine Leihmutter zu bezahlen erleben Priya und ihr Mann viel Druck von außen. Asha beschließt ihre Gebärmutter zu verleihen, wofür sie für indische Verhältnisse sehr viel Geld erhält. Auch Asha wird von Zweifeln geplagt und kämpft darum, dem in ihrem Bauch heranwachsenden Leben nicht zu viele Gefühle zu widmen:

 "Sie war nur ein Behältnis. Kein menschliches Wesen."
(S. 66)

Während der Schwangerschaft zieht Asha in das "Haus der glücklichen Mütter", welches an die Klinik, welche die Leihmutterschaft organisiert, angeschlossen ist.

"Obwohl sie im "Haus der Glücklichen Mütter" alle Annehmlichkeiten hatten, die sie sich nur vorstellen konnten, war keine der Frauen glücklich. Asha konnte es bei allen erkennen: die Frustration, von ihren Familien getrennt zu sein, die Demütigung, alle in ihrem Umfeld wegen ihrer Schwangerschaft anlügen zu müssen, der Konflikt, ein Baby in sich zu tragen, zu dem sie keine Zuneigung entwickeln durften - sie waren ganz eindeutig keine glücklichen Mütter. "(S. 191)

Die Autorin gewährt einen tiefen Einblick in die Gedanken und Gefühle der beiden Hauptfiguren. Ich konnte beide Frauen gut verstehen und fand es interessant, ihre Gemeinsamkeiten - trotz der völlig unterschiedlichen Lebenssituationen - zu entdecken.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich sehr gut lesen. Sie schreibt sehr einfach, dafür aber auch sehr lebendig. Bereits nach wenigen Seiten sind Priya und Asha fast schon zu realen Figuren geworden und ich hatte ein sehr lebendiges Bild von ihnen vor meinem inneren Auge. Trotz der schwere der Thematik ließ sich das Buch schnell und gut lesen. Manchmal war mir die Sprache jedoch fast schon zu einfach, so dass ich stellenweise das Gefühl hatte, ein Kinderbuch zu lesen.

Die Geschichte von Asha und Priya hat mich gut unterhalten, aber auch sehr nachdenklich gemacht. Verstehen kann ich beide Frauen und so fällt es mir schwer, mir eine Meinung darüber zu bilden, ob ich das Geschäft mit der Leihmutterschaft nun positiv oder negativ sehe.

Das Haus der Glücklichen Mütter | Amulya Malladi | 2017 |  AmazonCrossing | 364 Seiten | ISBN: 978-1477819425 | Preis Taschenbuch: 7,99€ | Preis Kindle-Ebook: 2,49 €